Wer einen zuverlässigen, intelligenten und arbeitsfreudigen Begleiter sucht, sollte die Rasse der Schweizer Treibhunde genauer betrachten. Der aus dem Appenzellerland stammende Vierbeiner zeichnet sich durch seine Eigenständigkeit und sein ausgeprägtes Territorialverhalten aus. Schon Kynologen wie Hans Räber betonten die Wichtigkeit einer konsequenten, aber liebevollen Erziehung von Beginn an. Dies ist entscheidend, um seine Energie in die richtigen Bahnen zu lenken und seine bellfreudige Natur zu kontrollieren.
Die artgerechte Haltung dieser bewegungsaktiven Hunde erfordert ausreichend Platz und Beschäftigung. Tägliche, ausgedehnte Spaziergänge, idealerweise kombiniert mit Aufgaben, die seinen natürlichen Instinkten entsprechen, wie Treibball oder Agility, sind unerlässlich. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem dichten Fell, das regelmäßiges Bürsten benötigt, um Verfilzungen zu vermeiden. Auch die Ohren sollten regelmäßig kontrolliert und gereinigt werden, um Entzündungen vorzubeugen. Beachtet man diese Punkte, so minimiert man das Risiko von Hautproblemen, wie sie beispielsweise durch Parasitenbefall entstehen können.
Für Züchter ist es von größter Bedeutung, gesunde und wesensfeste Tiere miteinander zu verpaaren. Hierbei spielen die Vorgaben des Schweizerischen Klubs für diese Hunde eine zentrale Rolle. Zuchtziel ist die Erhaltung des ursprünglichen Typs, wobei besonderer Wert auf die Gesundheit der Elterntiere (HD/ED-Untersuchungen) und die Vermeidung von genetischen Defekten gelegt wird. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch zukünftige Generationen dieser traditionsreichen Hunde ihren Aufgaben als treue Familienbegleiter und zuverlässige Arbeitshunde gerecht werden.
Typische Wesenszüge verstehen
Für erfolgreiche Erziehung: Beachten Sie die hohe Reizschwelle und Arbeitsfreude des Viehtreibers. Ignorieren oder bestrafen Sie unerwünschtes Verhalten (etwa Hüten von Kindern) nicht, lenken Sie es um. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf die Verstärkung erwünschten Verhaltens durch positive Anreize – Futterlob bewährt sich oft besser als ausschließliche Stimmlob.
Behütetheit und Territorialität
Frühmundiges Bellen bei Annäherung an das Grundstück ist rassetypisch. Kontrollieren Sie dies durch gezieltes Training von „Ruhe“-Signalen, beginnend im Welpenalter. Nutzen Sie Ablenkungstechniken, etwa ein Kommando „Platz“ auf einer bestimmten Decke. Vermeiden Sie Situationen, die übermäßige Behütetheit provozieren (z.B. stundenlanges Beobachten des Straßenverkehrs vom Fenster aus).
Umgang mit Fremden
Distanz zu Fremden ist arttypisch. Sozialisieren Sie den Junghund intensiv mit verschiedenen Menschen und Umgebungen. Achten Sie dabei auf positive Erfahrungen. Zwingen Sie den Vierbeiner nicht zu Interaktionen, wenn er Unsicherheit zeigt. Respektieren Sie seine Individualdistanz. Übertriebene Unterwerfungsgesten von Besuchern können die Wachsamkeit des Tiers verstärken – bitten Sie Besucher, sich ruhig und selbstbewusst zu verhalten.
Fellbehandlung beim Appenzeller: Eine Anleitung
Bürsten Sie das Haarkleid Ihres Vierbeiners mindestens zweimal wöchentlich mit einer Zupfbürste, wie sie auch Trumler für Rauhhaarhunde empfiehlt. Dies entfernt lose Haare und beugt Verfilzungen vor, speziell während des Fellwechsels.
Kontrollieren Sie regelmäßig (z.B. nach jedem Spaziergang) die Pfoten und Ohren auf Fremdkörper und Parasiten. Zecken sollten umgehend mit einer Zeckenzange (nach Klingler) entfernt werden, um Borreliose vorzubeugen.
Baden Sie den Hund nur bei Bedarf, da häufiges Waschen die natürliche Schutzschicht der Haut angreift. Verwenden Sie ein mildes Hundeshampoo mit neutralem pH-Wert, wie es von Niemeyer in seinen Arbeiten über Dermatologie bei Hunden empfohlen wird. Spülen Sie das Fell danach gründlich aus, um Shampoo-Rückstände zu vermeiden.
Die Krallen sollten regelmäßig gekürzt werden, idealerweise alle zwei bis drei Wochen, um Fehlstellungen und Verletzungen zu verhindern. Nutzen Sie eine Krallenzange und seien Sie vorsichtig, um die Blutgefäße (die sogenannte „Kralle“) nicht zu verletzen. Bei Unsicherheit konsultieren Sie einen Tierarzt oder erfahrenen Hundefriseur.
Achten Sie besonders auf die Achselhöhlen und den Bereich zwischen den Zehen, da diese zu Verfilzungen neigen. Hier kann das Fell bei Bedarf vorsichtig mit einer Schere gekürzt werden. Vermeiden Sie jedoch radikale Schur, da dies die Thermoregulation des Hundes beeinträchtigen kann.
Ernährung: Was braucht mein Hund?
Trockenfutter mit einem Rohproteingehalt von 24-26% und einem Fettgehalt von 14-16% ist eine gute Basis für erwachsene Vierbeiner. Achten Sie auf hochwertige Inhaltsstoffe und vermeiden Sie Futtermittel mit unnötigen Füllstoffen wie Mais, Weizen oder Soja. Barfen (Biologisch Artgerechtes Rohes Futter) ist eine Alternative, die jedoch eine sorgfältige Planung erfordert, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Konsultieren Sie hierzu einen Tierernährungsberater.
Welpen benötigen ein spezielles Futter mit einem angepassten Kalzium-Phosphor-Verhältnis (idealerweise 1,2:1), um eine gesunde Knochenentwicklung zu gewährleisten. Eine Überversorgung mit Kalzium kann zu Wachstumsstörungen führen, wie sie von Meyer und Zentek beschrieben wurden. Füttern Sie Welpen mehrmals täglich in kleinen Portionen.
Für aktive Hunde oder solche im Hundesport kann eine Erhöhung des Fettanteils im Futter (bis zu 18%) sinnvoll sein, um den erhöhten Energiebedarf zu decken. Zusätze wie L-Carnitin können die Fettverbrennung unterstützen.
Ältere Tiere profitieren von einem Futter mit reduziertem Protein- und Phosphorgehalt, um die Nieren zu entlasten. Zusätze wie Glucosamin und Chondroitin können die Gelenke unterstützen. Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, gegebenenfalls durch Zugabe von Wasser zum Futter.
Ergänzungen wie Omega-3-Fettsäuren (z.B. aus Fischöl) können zur Verbesserung der Haut- und Fellgesundheit beitragen. Bierhefe kann ebenfalls eine positive Wirkung auf das Fell haben. Achten Sie jedoch auf eine ausgewogene Ernährung und vermeiden Sie eine Überdosierung von Nahrungsergänzungsmitteln.
Die Futtermenge sollte individuell an den Bedarf des Tieres angepasst werden, unter Berücksichtigung von Alter, Aktivität, Gesundheitszustand und Stoffwechsel. Regelmäßige Gewichtskontrollen helfen, das Idealgewicht zu halten und Übergewicht oder Untergewicht zu vermeiden.
Welpenkauf bei Gebirgshunden: Darauf ist zu achten
Achten Sie beim Welpenkauf auf folgende Punkte: Der Züchter muss Mitglied in einem anerkannten Zuchtverband sein, beispielsweise dem Schweizerischen Klub für Gebirgshunde (SKG). Lassen Sie sich die Ahnentafel der Elterntiere zeigen; diese belegt die Reinrassigkeit.
Prüfen Sie die Zuchtstätte: Ist sie sauber und gepflegt? Sind die Welpen sozialisiert und haben Kontakt zu Menschen und Umweltreizen? Ein guter Züchter beantwortet bereitwillig alle Ihre Fragen und gibt Ihnen Einblick in die Aufzucht.
Gesundheitliche Aspekte
Verlangen Sie Einsicht in die Gesundheitszeugnisse der Elterntiere. Spezifische genetische Erkrankungen wie Hüftdysplasie (HD) sollten ausgeschlossen sein. Untersuchungen durch Spezialisten wie Dr. Tellhelm sind hierbei relevant. Fragen Sie nach den Ergebnissen der Augenuntersuchung, um progressive Retinaatrophie (PRA) auszuschließen.
Der Welpe selbst
Beobachten Sie den Welpen: Ist er aufmerksam, verspielt und neugierig? Hat er ein glänzendes Fell und klare Augen? Scheuen Sie sich nicht, den Züchter nach dem Wesenstest zu fragen, falls dieser durchgeführt wurde. Achten Sie auf einen korrekten Rutenansatz gemäß Rassestandard. Ein Welpe sollte frühestens mit acht Wochen von der Mutter getrennt werden.
Fragen und Antworten:
Wie viel Bewegung braucht ein Appenzeller Sennenhund wirklich? Ist ein kurzer Spaziergang genug oder muss ich mich auf stundenlange Aktivitäten einstellen?
Appenzeller Sennenhunde sind energiegeladene Hunde, die viel Auslauf benötigen. Ein kurzer Spaziergang reicht definitiv nicht aus, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Sie brauchen täglich mindestens zwei Stunden intensive Bewegung, am besten in Form von langen Spaziergängen, Wanderungen oder sportlichen Aktivitäten wie Agility oder Zughundesport. Ohne ausreichende Beschäftigung können sie unruhig, destruktiv oder sogar depressiv werden. Es ist gut, die Aktivität aufzuteilen, z.B. eine längere Morgenrunde und eine weitere am Nachmittag. Denken Sie daran, dass auch geistige Auslastung wichtig ist! Intelligenzspiele oder Gehorsamstraining sind eine gute Ergänzung zum körperlichen Training.
Ich lebe in einer Wohnung in der Stadt. Ist ein Appenzeller Sennenhund trotzdem ein geeigneter Hund für mich, oder braucht er unbedingt ein Haus mit Garten?
Ein Appenzeller Sennenhund kann theoretisch auch in einer Wohnung gehalten werden, aber es ist wichtig zu bedenken, dass dies mit einigen Herausforderungen verbunden ist. Diese Rasse braucht sehr viel Bewegung und Auslauf, was in einer Stadtwohnung schwieriger zu bewerkstelligen ist. Wenn Sie ihm täglich ausreichend lange Spaziergänge, Training und geistige Stimulation bieten können, ist es möglich. Ein Garten ist definitiv von Vorteil, da er dem Hund die Möglichkeit gibt, sich frei zu bewegen und seine Energie abzubauen. Wenn Sie in einer Wohnung leben, sollten Sie außerdem sicherstellen, dass Ihr Hund genügend Platz hat und sich nicht eingeengt fühlt. Regelmäßiger Kontakt zu Artgenossen ist ebenfalls wichtig, um sein Sozialverhalten zu fördern. Insgesamt ist ein Haus mit Garten die idealere Umgebung für einen Appenzeller Sennenhund.
Sind Appenzeller Sennenhunde leicht zu erziehen? Ich habe wenig Erfahrung mit der Hundeerziehung.
Appenzeller Sennenhunde sind intelligente Hunde, aber ihre Erziehung kann durchaus eine Herausforderung darstellen, besonders für Hundeanfänger. Sie sind eigenständig und haben einen starken Willen. Konsequente und liebevolle Erziehung ist daher unerlässlich. Es ist ratsam, frühzeitig mit der Sozialisierung und dem Gehorsamstraining zu beginnen. Belohnungsbasiertes Training, wie Clicker-Training, kann sehr hilfreich sein. Professionelle Unterstützung durch einen Hundetrainer kann auch sehr sinnvoll sein, um Fehler zu vermeiden und eine gute Bindung zu Ihrem Hund aufzubauen. Geduld und Ausdauer sind der Schlüssel zum Erfolg.
Welche typischen gesundheitlichen Probleme können bei Appenzeller Sennenhunden auftreten? Worauf muss ich besonders achten?
Wie alle Rassehunde können auch Appenzeller Sennenhunde anfällig für bestimmte gesundheitliche Probleme sein. Dazu gehören Hüftdysplasie (HD), Ellenbogendysplasie (ED), progressive Retinaatrophie (PRA) und Osteochondrose (OCD). Es ist wichtig, dass Sie Ihren Hund von einem verantwortungsvollen Züchter kaufen, der die Elterntiere auf diese Krankheiten untersucht hat. Achten Sie auf Anzeichen von Lahmheit, Steifheit oder Augenerkrankungen. Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen sind wichtig, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung tragen ebenfalls zu einer guten Gesundheit bei.
Ich habe Kinder. Ist ein Appenzeller Sennenhund ein geeigneter Familienhund?
Appenzeller Sennenhunde können gute Familienhunde sein, aber es gibt einige Dinge zu beachten. Sie sind im Allgemeinen loyal und beschützend gegenüber ihrer Familie. Es ist aber wichtig, dass der Hund frühzeitig an Kinder gewöhnt wird und lernt, respektvoll mit ihnen umzugehen. Kinder sollten ebenfalls lernen, wie sie sich dem Hund gegenüber verhalten sollen. Appenzeller Sennenhunde haben einen ausgeprägten Hütetrieb, was bedeuten kann, dass sie versuchen, Kinder zusammenzutreiben oder zu „hüten“. Das kann manchmal zu Problemen führen. Eine gute Sozialisierung und Erziehung sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass der Hund ein angenehmer und sicherer Begleiter für Ihre Kinder ist. Beaufsichtigen Sie Interaktionen zwischen Hund und Kindern immer, besonders bei jüngeren Kindern.