Sennenhunde – Geschichte, Charakterzüge und Eignung der Schweizer Hütehunde

Sennenhunde – Geschichte, Charakterzüge und Eignung der Schweizer Hütehunde

Sennenhunde – Geschichte, Charakterzüge und Eignung der Schweizer Hütehunde

Wer sich für einen der kräftigen Schweizer Gebirgshunde interessiert, sollte zuerst die Unterschiede zwischen den vier Varietäten kennen: Großer Schweizer Sennenhund, Berner Sennenhund, Appenzeller Sennenhund und Entlebucher Sennenhund. Die Widerristhöhe variiert von 50 cm (Entlebucher) bis 72 cm (Großer Schweizer), was Einfluss auf die Eignung für bestimmte Aktivitäten hat. Achten Sie darauf, dass die Zuchtlinien auf Hüftdysplasie (HD) und Ellbogendysplasie (ED) untersucht wurden; Dr. med. vet. U. Schärer betont die Bedeutung frühzeitiger Diagnostik.

Die korrekte Aufzucht, insbesondere in den ersten Lebensmonaten, ist entscheidend für die Entwicklung eines stabilen Charakters. Eine Sozialisierung mit anderen Hunden, Menschen und Umwelteinflüssen ist unerlässlich, um spätere Verhaltensprobleme zu vermeiden. Beachten Sie die Empfehlungen von H. Räber zur Prägung junger Hunde.

Bezüglich des Temperaments zeigen diese Hunde oft einen ausgeprägten Schutztrieb und Territorialverhalten. Konsequente Erziehung und klare Führung sind daher notwendig. Der Besuch einer Hundeschule, die Erfahrung mit Herdenschutzhunden hat, ist ratsam, um unerwünschtes Verhalten frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren. Klären Sie vorab die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Art bezüglich Auslastung und Beschäftigung ab.

Welche Gebirgshund-Varietät harmoniert mit meinen Lebensumständen?

Für Wohnungshalter ohne Gartenzugang empfiehlt sich der Appenzeller Sennenhund aufgrund seines höheren Bewegungsdrangs weniger. Eine bessere Wahl wäre der Berner Sennenhund, sofern tägliche, ausgedehnte Spaziergänge gewährleistet sind. Beachten Sie aber die Veranlagung zu Hüft- und Ellenbogendysplasie, typisch für größere Doggenartige. Lassen Sie Zuchttiere vorab röntgen.

Familientauglichkeit im Fokus

Für Familien mit Kleinkindern ist der gut sozialisierte Berner Sennenhund, bekannt für seine Gutmütigkeit und Geduld, oft eine passende Option. Jedoch erfordert seine Größe konsequente Erziehung von Welpenalter an. Der Große Schweizer Sennenhund, obwohl robuster, benötigt eine erfahrene Hand, um sein territoriales Verhalten zu kanalisieren.

Sportliche Aktivitäten

Aktive Menschen, die einen Begleiter für Wanderungen oder Agility suchen, sollten den Entlebucher Sennenhund bevorzugen. Seine Wendigkeit und Ausdauer übertreffen die der anderen Varietäten. Er ist jedoch kein Hund für Anfänger, da er eine selbstsichere Führungsperson benötigt. Nach Kynologen wie Hans Räber ist die konsequente, aber faire Ausbildung entscheidend.

Besonderheiten in der Erziehung

Alle Gebirgshunde profitieren von einer frühen Sozialisation und positiver Verstärkung. Ignorieren Sie unerwünschtes Verhalten und belohnen Sie erwünschtes. Vermeiden Sie übermäßige Härte, da dies zu Sturheit führen kann. Der Appenzeller, oft eigenwillig, braucht eine besonders geduldige und konsistente Erziehung. Beachten Sie: Die meisten Gebirgshunde haben einen ausgeprägten Schutztrieb.

Wichtig: Besuchen Sie vor der Anschaffung verschiedene Züchter, um die unterschiedlichen Temperamente und Linien kennenzulernen. Achten Sie auf Gesundheitszeugnisse und lassen Sie sich ausführlich beraten.

So gestalte ich die ideale Umgebung für meinen Schweizer Treibhund

Bieten Sie Ihrem Appenzeller Sennenhund einen klar strukturierten Tagesablauf. Dieser beinhaltet feste Fütterungszeiten, geregelte Spaziergänge (mindestens zwei Stunden täglich) und ausgiebige Ruhephasen. Gerade beim Berner Sennenhund ist die Vermeidung von Überanstrengung im Welpenalter, wie von Prof. Dr. Gruys betont, für die Gelenkentwicklung entscheidend. Vermeiden Sie Sprünge, Treppensteigen und längere Wanderungen bis zum Alter von 12 Monaten.

Schaffen Sie einen sicheren und komfortablen Rückzugsort. Eine große, gut gepolsterte Hundeliege oder ein Korb an einem ruhigen Ort im Haus sind ideal. Achten Sie darauf, dass dieser Platz vor Zugluft und direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist. Für einen Großen Schweizer Sennenhund sollte die Liegefläche mindestens 120×80 cm betragen.

Außenbereich

Der Außenbereich sollte sicher umzäunt sein (mindestens 1,80 m hoch), um Ausbruchversuche zu verhindern. Bieten Sie Ihrem Entlebucher Sennenhund im Garten sowohl sonnige als auch schattige Plätze an. Ein stabiler Unterstand schützt vor Witterungseinflüssen. Ein kleiner Pool oder eine Planschbecken wird im Sommer gern angenommen, da viele Vertreter dieser Kynotypen Wasser lieben.

Beschäftigung

Intelligenzspielzeug, Futterbälle und Suchspiele fordern den Geist. Apportieren, Zerrspiele (mit Augenmaß) und Gehorsamsübungen sorgen für körperliche Auslastung. Wie Dorit Feddersen-Petersen hervorhebt, ist die artgerechte Beschäftigung essenziell für ein ausgeglichenes Wesen. Eine gute Sozialisierung, beginnend im Welpenalter, verhindert spätere Verhaltensprobleme. Regelmäßige Kontakte zu Artgenossen unter Aufsicht sind wichtig.

Hygiene: Regelmäßiges Bürsten (2-3 Mal pro Woche) hilft, loses Haar zu entfernen und die Haut gesund zu halten. Kontrollieren Sie regelmäßig Ohren und Krallen und reinigen bzw. schneiden Sie diese bei Bedarf.

Wie erziehe ich einen Gebirgshund adäquat?

Beginnen Sie früh mit der Sozialisierung. Prägen Sie Welpen ab der achten Lebenswoche auf verschiedenste Umweltreize: Menschen jeden Alters, andere Tiere, Geräusche (Autos, Staubsauger), Untergründe. Vermeiden Sie Überforderung. Kurzzeitige, positive Erfahrungen sind zielführend.

Konsequenz ist das A & O. Bergler testen Grenzen. Erteilen Sie klare, unmissverständliche Anweisungen. Ein einmal erlaubtes Verhalten wird schwer abzugewöhnen sein. Vermeiden Sie Inkonsequenz.

Positive Verstärkung erzielt bessere Ergebnisse als Strafen. Nutzen Sie Futterlob (kleine, hochwertige Leckerlis), verbale Anerkennung, oder kurze Spiele als Belohnung für erwünschtes Verhalten. Timing ist hierbei entscheidend. Belohnen Sie direkt nach der Ausführung.

Gehorsamstraining ist unerlässlich. Beginnen Sie mit Grundkommandos wie „Sitz“, „Platz“, „Bleib“ und „Hier“. Bauen Sie darauf auf. Arbeiten Sie mit einem erfahrenen Hundetrainer, der sich mit Hüte- und Treibhunden auskennt. Achten Sie auf eine korrekte Ausführung, wie sie beispielsweise von Dorit Feddersen-Petersen beschrieben wird.

Der Schutztrieb ist genetisch bedingt. Steuern Sie diesen durch Training. Lernen Sie, die Körpersprache Ihres Hundes zu deuten, um potenzielle Konfliktsituationen frühzeitig zu erkennen. Vermitteln Sie Ihrem Hund, dass Sie die Situation kontrollieren.

Die Bindung zum Halter ist fundamentell. Verbringen Sie Zeit mit Ihrem Hund, nicht nur beim Training, sondern auch bei Spaziergängen oder beim Entspannen. Stärken Sie die Vertrauensbasis.

Berücksichtigen Sie die Bedürfnisse der jeweiligen Zuchtlinie. Einige Linien weisen einen stärkeren Trieb aus als andere. Passen Sie die Erziehung entsprechend an.

Beschäftigung ist elementar. Bieten Sie dem Hund ausreichend körperliche und geistige Auslastung. Lange Spaziergänge, Suchspiele, Zerrspiele, oder Hundesportarten wie Agility oder Obedience sind geeignet.

Bleiben Sie geduldig. Die Erziehung eines Gebirgshundes erfordert Zeit und Ausdauer. Rückschläge sind normal. Bleiben Sie konsequent und positiv, und Sie werden einen treuen und gehorsamen Begleiter haben.

Welche gesundheitlichen Aspekte muss ich bei Schweizer Treibhunden beachten?

Achten Sie auf Hüftdysplasie (HD) und Ellenbogendysplasie (ED) durch Röntgenuntersuchungen, empfohlen von der Gesellschaft für Röntgendiagnostik genetisch beeinflusster Skeletterkrankungen bei Kleintieren (GRSK). Der FCI-Standard verlangt HD/ED-freie Elterntiere zur Zucht. PRA (Progressive Retinaatrophie) kann vorkommen; Gentests sind ratsam, um Träger zu identifizieren. Beachten Sie die Anfälligkeit für Magendrehung, insbesondere bei größeren Varietäten. Füttern Sie kleinere Portionen mehrmals täglich und vermeiden Sie körperliche Anstrengung direkt nach dem Fressen, wie von Prof. Dr. Zeyner empfohlen.

Rassespezifische Prädispositionen

Beim Großen Schweizer Sennenhund besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Osteochondrose dissecans (OCD), besonders im Schulterbereich. Berner Sennenhunde zeigen häufiger maligne Histiozytose, eine aggressive Krebserkrankung. Appenzeller Sennenhunde können zu Nierenproblemen neigen. Entlebucher Sennenhunde haben eine Prädisposition für Katarakte. Regelmäßige Augenuntersuchungen, durchgeführt von einem zertifizierten Ophthalmologen, sind indiziert.

Empfohlene Untersuchungen

Untersuchung Empfohlenes Alter Zweck
HD-Röntgen Ab 12 Monaten Früherkennung von Hüftdysplasie
ED-Röntgen Ab 12 Monaten Früherkennung von Ellenbogendysplasie
PRA-Gentest Jederzeit Identifizierung von Trägern der Progressiven Retinaatrophie
Augenuntersuchung Jährlich ab 2 Jahren Früherkennung von Katarakten und anderen Augenerkrankungen
Blutuntersuchung (Geriatrie) Ab 7 Jahren jährlich Überprüfung der Nierenfunktion, Leberwerte, etc.

Sennenhund im Alltag: Beschäftigung und Aktivitäten

Agility eignet sich für Appenzeller und Entlebucher hervorragend. Berner sowie Große Schweizer profitieren von Zughundesportarten wie Canicross oder Bikejöring, wobei Belastbarkeit und Gelenkschonung oberste Priorität haben sollten, wie Dr. Med. Vet. Schellenberg betont.

Kopf- und Nasenarbeit

Futterdummy-Training, bei dem der Vierbeiner Gegenstände apportiert, die mit Futter gefüllt sind, fördert Konzentration. Mantrailing, speziell für den Großen Schweizer, lastet kognitiv aus. Beim Mantrailing ist eine professionelle Anleitung, z.B. durch einen zertifizierten Mantrailing-Trainer nach Kocher, ratsam, um Fehlverhalten zu vermeiden.

Körperliche Auslastung

Für den Berner eignet sich langsames Joggen auf weichem Untergrund, jedoch erst nach Abschluss des Wachstums. Schwimmen, besonders in flachen Gewässern, bietet gelenkschonende Bewegung. Appenzeller und Entlebucher sind oft begeisterte Begleiter bei Wanderungen, jedoch sollte die Länge der Tour dem Alter und Trainingszustand angepasst sein. Bei allen Aktivitäten gilt: Überforderung vermeiden, Signale des Hundes (Hecheln, Lahmen, Verweigerung) ernst nehmen.

Sozialisierung

Frühzeitige und kontrollierte Begegnungen mit Artgenossen, Menschen und verschiedenen Umgebungen sind essenziell. Besuch einer Welpenspielgruppe oder Junghundekurs, geleitet von erfahrenen Hundetrainern wie Blaschke, sind empfehlenswert.

Fragen und Antworten:

Welche Sennenhundrassen gibt es genau und worin unterscheiden sie sich hinsichtlich Größe, Fellfarbe und typischen Einsatzgebieten?

Es gibt vier anerkannte Sennenhundrassen: den Großen Schweizer Sennenhund, den Berner Sennenhund, den Appenzeller Sennenhund und den Entlebucher Sennenhund. Der Große Schweizer Sennenhund ist der größte von allen, mit einer Widerristhöhe von bis zu 72 cm. Sein Fell ist tricolor, also schwarz, weiß und braun. Ursprünglich wurde er als Zug- und Hütehund verwendet. Der Berner Sennenhund ist ebenfalls groß, bekannt für sein langes, weiches Fell und sein sanftes Wesen. Auch er ist tricolor und wurde früher auf Bauernhöfen als Wach- und Zughund eingesetzt. Der Appenzeller Sennenhund ist mittelgroß, sehr agil und hat kurzes, glänzendes Fell. Er ist ebenfalls tricolor und wurde traditionell als Treibhund für Vieh eingesetzt. Der kleinste der Sennenhunde ist der Entlebucher Sennenhund. Auch er hat kurzes, tricolor Fell und wurde zum Treiben und Bewachen von Vieh verwendet. Die Unterschiede liegen also hauptsächlich in der Größe, Felllänge und den spezifischen Aufgaben, für die sie gezüchtet wurden.

Ich lebe in einer Stadtwohnung. Ist ein Sennenhund trotzdem ein geeigneter Hund für mich, oder benötigen sie unbedingt ein Haus mit Garten?

Obwohl Sennenhunde ursprünglich für das Leben auf dem Bauernhof gezüchtet wurden, kann ein Sennenhund auch in einer Stadtwohnung gehalten werden, vorausgesetzt, seine Bedürfnisse werden erfüllt. Wichtig ist ausreichend Bewegung und geistige Auslastung. Lange Spaziergänge, Hundesportarten wie Agility oder Obedience, sowie Suchspiele sind wichtig, um den Hund zufrieden zu stellen. Es ist besonders wichtig, dass ein Sennenhund nicht den ganzen Tag alleine gelassen wird, da sie sehr menschenbezogen sind und unter Einsamkeit leiden können. Ein Haus mit Garten vereinfacht die Haltung sicherlich, aber mit ausreichend Engagement ist es auch in der Stadt möglich.

Sennenhunde gelten ja als freundliche Familienhunde. Gibt es rassespezifische Probleme, die ich bei der Erziehung und im Umgang mit Kindern beachten muss?

Sennenhunde sind im Allgemeinen kinderlieb und geduldig, aber es ist wichtig, einige Punkte zu beachten. Erstens sollte man Kindern beibringen, wie man respektvoll mit dem Hund umgeht und ihn nicht zu bedrängen. Zweitens ist eine frühe Sozialisierung entscheidend, damit der Hund lernt, mit verschiedenen Menschen und Situationen umzugehen. Drittens neigen einige Sennenhunde dazu, ihre Familie beschützen zu wollen. Daher ist es wichtig, von Anfang an eine klare Rangordnung zu etablieren und dem Hund beizubringen, dass er nicht für den Schutz der Familie verantwortlich ist. Eine konsequente Erziehung und genügend Sozialkontakte helfen, potenzielle Probleme zu vermeiden. Wenn man diese Punkte berücksichtigt, kann man ein harmonisches Zusammenleben zwischen Hund und Kindern erreichen.

Ich interessiere mich für einen Berner Sennenhund. Worauf sollte ich beim Kauf achten, um einen gesunden Welpen zu bekommen?

Beim Kauf eines Berner Sennenhundwelpen sollte man auf einige wichtige Dinge achten, um die Wahrscheinlichkeit eines gesunden Hundes zu erhöhen. Zuerst sollte man einen seriösen Züchter wählen, der Wert auf die Gesundheit seiner Zuchttiere legt. Fragen Sie nach den Gesundheitszeugnissen der Elterntiere, insbesondere bezüglich Hüft- und Ellbogendysplasie (HD/ED) sowie erblichen Augenkrankheiten. Besuchen Sie den Züchter und beobachten Sie die Welpen und die Mutterhündin. Sie sollten einen gepflegten und gesunden Eindruck machen. Der Welpe sollte aufmerksam und verspielt sein. Fragen Sie nach den Impfungen und Entwurmungen, die der Welpe bereits erhalten hat. Ein guter Züchter wird Ihnen alle Fragen beantworten und Ihnen auch nach dem Kauf mit Rat und Tat zur Seite stehen. Vorsicht ist geboten bei Züchtern, die billige Welpen anbieten oder wenig Auskunft geben.

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