Appenzeller Sennenhund – Erfolgreiche Erziehung mit Konsequenz und positiver Verstärkung

Appenzeller Sennenhund – Erfolgreiche Erziehung mit Konsequenz und positiver Verstärkung

Appenzeller Sennenhund – Erfolgreiche Erziehung mit Konsequenz und positiver Verstärkung

Beginnen Sie die Sozialisation Ihres Bauernhundes idealerweise ab der 8. Lebenswoche. Prägen Sie Welpen auf akustische Reize (Staubsauger, Straßenlärm) mit positiver Verstärkung, beispielsweise durch Leckerlis. Ignorieren Sie unerwünschtes Verhalten wie Anspringen konsequent; wenden Sie stattdessen die „Time-Out“-Methode an, indem Sie den Welpen kurzzeitig verlassen.

Frühförderung ist entscheidend. Trainieren Sie Rückruf (z.B. mit der „Clicker“-Methode nach Karen Pryor) in reizarmer Umgebung. Nutzen Sie körpersprachliche Signale, da diese vom Hund instinktiv besser verstanden werden als verbale Kommandos. Vermeiden Sie Überforderung; kurze, spielerische Einheiten (max. 10 Minuten) sind effektiver als lange, monotone Sequenzen.

Die konsequente Führungskraft des Halters ist unabdingbar. Die von Eberhard Trumler postulierte „Rangordnung“ muss klar definiert sein, um Aggressionsverhalten gegenüber Artgenossen und Menschen vorzubeugen. Bei Unsicherheiten bezüglich der Erziehung empfiehlt sich die frühzeitige Konsultation eines erfahrenen Hundetrainers oder Verhaltensberaters.

Stubenreinheit beim Welpen: Sofort loslegen!

Beginnen Sie direkt am Tag des Einzugs. Führen Sie den Welpen alle zwei Stunden, sowie nach jedem Schlafen, Spielen und Fressen an einen festen Löseplatz. Wählen Sie einen Ort im Garten, der später leicht zu reinigen ist.

Loben Sie den Welpen überschwänglich mit Worten wie „fein gemacht!“ und geben Sie sofort ein kleines Leckerli, sobald er sich gelöst hat. Ignorieren Sie Unfälle im Haus vollständig, außer zur Reinigung. Nutzen Sie enzymatische Reiniger, um Gerüche zu neutralisieren, die den Welpen sonst erneut anziehen würden (Dunbar, 2007).

Nächtliche Stubenreinheit

Begrenzen Sie nachts den Bewegungsradius des Welpen. Eine Box (Kenel) neben Ihrem Bett hilft, zu bemerken, wenn er unruhig wird. Bringen Sie ihn sofort nach draußen. Reduzieren Sie die Wassermenge am Abend, aber niemals vollständig. Stellen Sie sicher, dass er sich vor dem Schlafengehen gelöst hat. Eine späte Fütterung kann nächtliche Unfälle begünstigen.

Anzeichen erkennen

Beobachten Sie Ihren Welpen genau. Unruhe, Winseln, im Kreis drehen oder intensives Schnüffeln am Boden sind typische Anzeichen, dass er sich lösen muss. Reagieren Sie sofort und bringen Sie ihn nach draußen. Vermeiden Sie Strafen bei Unfällen, da dies zu Verunsicherung und Unterdrückung des natürlichen Bedürfnisses führen kann (Donaldson, 1996).

Grundgehorsam: Sitz, Platz, Bleib von Anfang an festigen!

Beginnen Sie mit kurzen, intensiven Übungseinheiten von maximal fünf Minuten, mehrmals täglich. Nutzen Sie Futterlob in kleinen Portionen – Käsewürfel oder gekochtes Hühnchen sind ideal. Vermeiden Sie Überforderung, die Frustration erzeugt.

Sitz

Führen Sie das Futterstück über den Kopf des Welpen nach hinten. Automatisch wird er sich setzen, um dem Futter zu folgen. Sobald er sitzt, sagen Sie deutlich „Sitz“ und geben Sie ihm das Futter. Wiederholen Sie dies. Wenn er das Kommando verstanden hat, können Sie beginnen, die Handbewegung wegzulassen und nur noch das Wort „Sitz“ zu sagen. Trainieren Sie an verschiedenen Orten, um die Generalisierung zu fördern.

Platz

Locken Sie den Hund mit einem Futterstück unter seinen Bauch, sodass er sich hinlegt. Sagen Sie „Platz“, sobald er liegt, und geben Sie ihm das Futter. Alternativ können Sie den Hund im „Sitz“ haben und das Futterstück vor seine Pfoten legen und leicht nach vorne schieben, sodass er sich hinlegen muss, um es zu erreichen. Achten Sie auf eine entspannte Haltung des Hundes beim „Platz“. Vermeiden Sie Zwang. Verstärken Sie jede Annäherung an die gewünschte Position positiv. Verwenden Sie wie Turid Rugaas‘ Calming Signals, um Stress zu minimieren.

Bleib

Fordern Sie zunächst „Sitz“ oder „Platz“. Sagen Sie dann deutlich „Bleib“ und halten Sie Ihre Hand mit der offenen Handfläche vor ihn. Anfangs nur für wenige Sekunden. Steigern Sie die Dauer langsam, während Sie immer wieder mit Futter loben. Bauen Sie Distanz schrittweise auf. Wenn er aufsteht, sagen Sie ruhig „Nein“ und beginnen Sie von vorne. Ignorieren Sie kleine Fehler am Anfang und konzentrieren Sie sich auf die positiven Aspekte, wie Dr. Ian Dunbar es empfiehlt.

Beachten Sie, dass Konsistenz entscheidend ist. Alle Familienmitglieder sollten die gleichen Kommandos und Trainingsmethoden verwenden. Vermeiden Sie es, Befehle mehrmals zu wiederholen. Einmal reicht aus. Wenn der Hund nicht reagiert, gehen Sie einen Schritt zurück im Training.

Leinenführigkeit: Ziehen vermeiden – so klappt’s!

Sofortige Richtungsänderung bei Zugbelastung. Kein „Nein“, sondern wortlos umdrehen und in die entgegengesetzte Richtung gehen. Dr. Turid Rugaas nennt dies „Management“. Wiederholen, bis der Zug nachlässt.

Konsequente Anwendung

Jeder Spaziergang ist eine Übung. Kurzleinenarbeit (ca. 50 cm) fördert die Aufmerksamkeit. Belohnung (Futter, Lob) bei lockerer Leine, sofort. Variieren Sie die Belohnungsfrequenz. Nach Skinner ist intermittierende Verstärkung besonders wirksam.

Ursachenforschung

Warum zieht der Hund? Jagdtrieb? Angst? Unzureichende Auslastung? Passen Sie die Übungen an die Ursache an. Bei Jagdtrieb: Impulskontrolle üben (z.B. „Sitz“ bei Bewegungsauslösern). Bei Angst: Desensibilisierung, Gegenkonditionierung.

Nutzen Sie eine Schleppleine (5-10 m) in sicherer Umgebung, um dem Hund Freiraum zu geben, ohne Zug zu ermöglichen. Üben Sie den Rückruf. Ersetzen Sie unerwünschtes Verhalten durch erwünschtes. Geben Sie Kommandi, bevor der Hund zieht.

Ein gut sitzendes Brustgeschirr, das den Druck gleichmässig verteilt, kann helfen, das Ziehen zu reduzieren (aber nicht verhindert). Vermeiden Sie Halsbandrucke, da diese kontraproduktiv sind und Verletzungen verursachen können.

Sozialisierung: Kontakt mit Mensch und Tier fördern!

Beginnen Sie bereits in der Prägephase (3.-16. Lebenswoche) mit kontrollierten Begegnungen. Welpen sollten positiv verknüpfte Erfahrungen mit verschiedenen Menschen (Alter, Geschlecht, Aussehen) machen. Nutzen Sie Leckerlis und ruhiges Lob bei entspannten Interaktionen.

Frühzeitige Habituation:

Exponieren Sie den jungen Vierbeiner systematisch an Umgebungsreize: Stadtgeräusche, Busfahrten, Rolltreppen. Wiederholte, positive Exposition minimiert spätere Reaktivität. Vermeiden Sie Überforderung – kurze, kontrollierte Sequenzen sind effektiver. Beobachten Sie stets die Körpersprache des Hundes (Beschwichtigungssignale nach Turid Rugaas).

Interartliche Sozialisation:

Planen Sie Begegnungen mit gut sozialisierten, erwachsenen Hunden ein, die dem Welpen ein angemessenes Sozialverhalten vermitteln können. Vermeiden Sie übermütige, unkontrollierte Interaktionen mit anderen Welpen, da dies zu schlechten Lernerfahrungen führen kann. Auch Katzen, Kleintiere und Nutztiere sollten kontrolliert und positiv eingeführt werden. Achten Sie auf eine sichere Umgebung und die Möglichkeit zum Rückzug.

Besuchen Sie Welpenspielgruppen, die von erfahrenen Hundetrainern geleitet werden. Diese bieten eine sichere Umgebung für soziale Interaktion und das Erlernen von hündischer Kommunikation. Achten Sie auf die Einhaltung von Ruhephasen, um Überstimulation zu vermeiden. Achten Sie auf Mobbingverhalten und schreiten Sie gegebenenfalls ein. Vermeiden Sie ausschließlich Spiel über die Leine, dies kann zu Frustration führen.

Fördern Sie Kontakte zu Kindern unter Aufsicht. Bringen Sie Kindern den respektvollen Umgang mit Hunden bei (kein Bedrängen, kein Stören beim Fressen/Schlafen). Lassen Sie den Vierbeiner bei Bedarf einen sicheren Rückzugsort aufsuchen.

Herausforderungen meistern: Den Gebirgshund richtig beschäftigen!

Agility-Parcours, angepasst an die Größe des Hundes, fordern ihn physisch und mental. Hindernisse sollten am Anfang niedrig sein, um Verletzungen vorzubeugen. Steigern Sie die Schwierigkeit langsam, wie von Karen Pryor in ihren Arbeiten zum Clickertraining beschrieben.

Nasenarbeit, wie Fährten oder Mantrailing, nutzt den ausgeprägten Geruchssinn des Vierbeiners. Beginnen Sie mit einfachen Suchspielen in der Wohnung und steigern Sie die Komplexität draußen. Berücksichtigen Sie dabei die Wetterbedingungen, da starker Wind die Fährtensuche erschwert.

Spezifische Arbeitsaufgaben

Da der Gebirgshund traditionell für das Hüten von Vieh eingesetzt wurde, kann man ihm Aufgaben geben, die diesen Instinkt ansprechen. Das Treiben von Bällen oder das Sortieren von Gegenständen nach Farbe oder Form sind gute Alternativen. Achten Sie darauf, dass die Übungen unter Aufsicht stattfinden, um unerwünschtes Jagdverhalten zu vermeiden.

Sozialisierung und Interaktion

Regelmäßiger Kontakt mit anderen Hunden, jedoch kontrolliert und in kleinen Gruppen, ist wichtig. Vermeiden Sie Situationen, die den Hund überfordern könnten. Spaziergänge in belebten Parks können stressig sein, daher sind ruhigere Umgebungen oft besser geeignet. Die Techniken von Turid Rugaas zur Beschwichtigungssignale können helfen, Stresssituationen frühzeitig zu erkennen und zu entschärfen.

Fragen und Antworten:

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