Appenzeller Sennenhund Welpen – Auswahl, Erziehung und gesunde Entwicklung

Appenzeller Sennenhund Welpen – Auswahl, Erziehung und gesunde Entwicklung

Appenzeller Sennenhund Welpen – Auswahl, Erziehung und gesunde Entwicklung

Optimale Sozialisation von Sennenhund-Junghunden beginnt nicht erst mit acht Wochen. Prägephasen nach Trumler, ab der dritten Lebenswoche, sind entscheidend für die Entwicklung der Welpen zu ausgeglichenen Familienhunden. Konkret bedeutet das: Tägliche, kontrollierte Exposition gegenüber neuen Umgebungen, Geräuschen (Staubsauger, Klingel), und vor allem, unterschiedlichen Menschen – Kinder, Erwachsene, ältere Menschen. Vernachlässigung dieser Phase führt häufig zu Ängstlichkeit und Unsicherheit im späteren Leben.

Die Auswahl des Zwingers ist entscheidend. Vermeiden Sie reine Gewinnorientierung. Ein seriöser Züchter, wie z.B. Familie Meier aus dem Berner Oberland, investiert in die Gesundheit und das Wesen seiner Tiere. Achten Sie auf HD/ED-freie Elterntiere und einen Inzuchtkoeffizienten unter 3% (nach FCI-Standard). Ein Züchter, der bereit ist, genetische Tests (z.B. auf erbliche Augenerkrankungen) offenzulegen, demonstriert Transparenz und Verantwortungsbewusstsein.

Die Fütterung spielt eine zentrale Rolle für die korrekte Entwicklung der Knochen und Gelenke. Hochwertiges, getreidefreies Futter mit einem moderaten Proteingehalt (22-24%) ist ideal. Vermeiden Sie Überfütterung, da diese zu schnellem Wachstum und somit zu Gelenkproblemen führen kann. Tägliche Gewichtskontrolle in den ersten Lebensmonaten ist ratsam. Lassen Sie sich von einem Tierarzt oder Ernährungsberater (z.B. Dr. Ziegler) einen individuellen Fütterungsplan erstellen.

Wo finde ich einen seriösen Züchter für Sennenhund-Nachwuchs?

Suchen Sie primär nach Züchtern, die dem Schweizerischen Sennenhund-Club für Deutschland (SSCD) oder dem Schweizerischen Klub für Appenzeller Sennenhunde (SKAS) angehören. Diese Vereine unterwerfen ihre Mitglieder strengen Auflagen bezüglich Gesundheit, Wesen und Haltungsbedingungen der Elterntiere.

Besuchen Sie Ausstellungen des SSCD oder SKAS. Dort können Sie verschiedene Züchter persönlich treffen und sich einen Eindruck von ihren Tieren verschaffen. Achten Sie auf Züchter, die offen über mögliche gesundheitliche Probleme (HD, ED, PRA) sprechen und die Untersuchungsergebnisse ihrer Hunde transparent machen. Ein Züchter, der z.B. offen über die Forschung von Prof. Dr. Distl (TiHo Hannover) im Bereich der genetischen Diversität informiert, zeigt Engagement.

Beachten Sie die Zuchtordnung des jeweiligen Vereins. Ein seriöser Züchter hält sich an diese Richtlinien, die beispielsweise die Anzahl der Würfe pro Hündin, das Zuchthöchstalter und erforderliche Gesundheitsuntersuchungen regeln.

Prüfen Sie, ob der Züchter die Aufzucht der Jungtiere im Familienverband ermöglicht und sie umfassend sozialisiert. Eine gute Sozialisierung beinhaltet Kontakt mit unterschiedlichen Menschen, Geräuschen und Umgebungen.

Ein gutes Zeichen ist, wenn der Züchter viele Fragen an Sie stellt. Er will sicherstellen, dass seine Schützlinge in ein passendes und verantwortungsvolles Zuhause kommen. Skeptisch sollten Sie sein, wenn Sie das Tier unkompliziert und ohne Nachweise (z.B. Sachkundenachweis) erwerben können.

Der Preis für ein Tier von einem seriösen Züchter ist in der Regel höher, da er die Kosten für Gesundheitsuntersuchungen, hochwertige Fütterung und Sozialisierung deckt. Betrachten Sie den Preis als Investition in einen gesunden und wesensfesten Begleiter.

Wie gestalte ich die erste Zeit mit meinem jungen Sennenhund?

Richten Sie vor Ankunft ein sicheres Refugium ein: Eine geräumige Hundebox, ausgelegt mit einer waschbaren Decke und einem getragenen Kleidungsstück von Ihnen, wirkt Wunder. Platzieren Sie die Box in einem ruhigen Bereich des Hauses, jedoch nicht isoliert vom Familienleben.

Etablieren Sie sofort eine Routine: Fütterungszeiten (dreimal täglich mit hochwertigem Junghundefutter nach den Empfehlungen von Meyer und Zentek), Gassigehen (alle 2-3 Stunden, insbesondere nach dem Aufwachen und Fressen) und Spielzeiten sollten feste Bestandteile des Tagesablaufs sein. Konsequenz ist hier entscheidend.

Beginnen Sie unverzüglich mit der Stubenreinheitserziehung: Belohnen Sie jedes erfolgreiche Geschäft im Freien überschwänglich mit Lob und einem kleinen Leckerli. Ignorieren Sie Unfälle im Haus und reinigen Sie diese gründlich mit einem Enzymreiniger, um Gerüche zu neutralisieren und Wiederholungen zu vermeiden.

Sozialisieren Sie den kleinen Vierbeiner behutsam: Kurze, kontrollierte Begegnungen mit freundlichen, geimpften Hunden und verschiedenen Menschen (Kinder, Erwachsene, ältere Personen) sind essentiell. Vermeiden Sie Überforderung und achten Sie auf die Körpersprache des Tieres.

Starten Sie mit dem Grundgehorsam: Kurze, spielerische Übungseinheiten (5-10 Minuten) mit positiver Verstärkung (Leckerlis, Lob) sind ideal, um Kommandos wie „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“ zu vermitteln. Nutzen Sie die Methoden von Turid Rugaas, um Stress zu vermeiden.

Zahnkontrolle: Gewöhnen Sie das Tier frühzeitig an die Kontrolle von Zähnen und Maulhöhle. Dies erleichtert die spätere Zahnpflege und die tierärztliche Untersuchung.

Tierarztbesuch: Vereinbaren Sie zeitnah einen Termin beim Tierarzt, um den Impfstatus zu überprüfen und eine Wurmkur durchzuführen. Besprechen Sie auch die Möglichkeiten der Parasitenprophylaxe.

Welche speziellen Bedürfnisse hat ein Junghund dieser Rasse in der Ernährung?

Direkt nach dem Absetzen von der Mutterhündin benötigt der junge Sennenhund hochverdauliches Futter mit einem hohen Proteingehalt (mind. 28%) und moderatem Fettanteil (ca. 16-18%). Achten Sie auf eine hochwertige Proteinquelle, wie beispielsweise Geflügel oder Fisch. Vermeiden Sie Füllstoffe wie Mais oder Weizen.

Rationsgestaltung und Wachstumsphasen

Die Futtermenge muss dem raschen Wachstum des jungen Hundes angepasst werden. Kontrollieren Sie regelmäßig das Gewicht und die Rippenlage. Nach Dodd & Harris (2014) ist eine zu schnelle Gewichtszunahme einer der Hauptfaktoren für die Entwicklung von Hüftdysplasie (HD) und Ellbogendysplasie (ED). Teilen Sie die Tagesration auf 3-4 Mahlzeiten auf, um den Verdauungstrakt nicht zu überlasten. Ab dem 6. Lebensmonat kann auf 2 Mahlzeiten reduziert werden.

Supplementierung: Vorsicht ist geboten

Eine zusätzliche Supplementierung mit Kalzium ist bei hochwertigem Futter in der Regel nicht notwendig und kann sogar schädlich sein. Eine Überversorgung mit Kalzium kann, laut Hazewinkel (1991), zu Skelettfehlbildungen führen. Achten Sie auf ein ausgewogenes Kalzium-Phosphor-Verhältnis (ca. 1,2:1). Bei BARF-Fütterung ist eine genaue Rationsberechnung durch einen Tierernährungsberater ratsam.

Wie fördere ich den typischen Charakter eines Appenzeller Sennenhundes?

Frühzeitige Habituation an unterschiedliche Umgebungen und soziale Interaktion mit Artgenossen und Menschen ist fundamental. Beginnen Sie bereits im Alter von 8 Wochen mit kurzen, positiven Erfahrungen in städtischen Gebieten, auf Bauernhöfen und im Umgang mit Kindern. Kontrollierte Exposition gegenüber verschiedenen Geräuschen (Staubsauger, Feuerwerk) hilft, die Reizschwelle zu erhöhen.

Konsequente, aber faire Erziehung ist unabdingbar. Die Rasse ist intelligent, aber auch eigenwillig. Positive Verstärkung (Lob, Leckerlis) in Verbindung mit klaren Grenzen ist zielführender als reine Strenge. Beachten Sie die Arbeiten von Turid Rugaas zum Thema Calming Signals bei Hunden, um subtile Kommunikationssignale zu verstehen und darauf einzugehen.

Frühes Training der Hüte-Instinkte

Auch wenn Ihr Hund nicht als Hütehund eingesetzt werden soll, können Sie seine natürlichen Instinkte in kontrollierten Situationen fördern. Ballspiele, bei denen der Hund eine Gruppe „zusammentreiben“ soll, oder Agility-Übungen, die seine Wendigkeit und seinen Bewegungsdrang befriedigen, sind ideal. Achten Sie auf die genetische Prädisposition der Elterntiere in Bezug auf Hüteleistung, wie sie beispielsweise in der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) dokumentiert wird.

Geistige Auslastung durch Nasenarbeit

Die Anlage zum Spürhund sollte man aktiv nutzen. Fährtenarbeit oder Mantrailing nach der Methode von Kevin Kocher sind hervorragende Möglichkeiten, den Hund geistig auszulasten und seine Konzentrationsfähigkeit zu schulen. Dies beugt unerwünschtem Verhalten vor, das durch Unterforderung entstehen kann.

Fragen und Antworten:

Wir interessieren uns sehr für einen Appenzeller Welpen. Welche Gesundheitsuntersuchungen sind bei den Elterntieren besonders wichtig, um sicherzustellen, dass unser zukünftiger Hund gesund ist?

Vor dem Kauf eines Appenzeller Sennenhundwelpen sollten Sie sich unbedingt nach den Gesundheitszeugnissen der Elterntiere erkundigen. Typischerweise werden Appenzeller auf Hüftdysplasie (HD) und Ellbogendysplasie (ED) untersucht. Diese Gelenkerkrankungen können die Lebensqualität des Hundes erheblich beeinträchtigen. Ein verantwortungsbewusster Züchter wird Ihnen die entsprechenden Röntgenaufnahmen und Gutachten gerne zeigen. Manche Züchter testen ihre Hunde auch auf erbliche Augenkrankheiten, was ebenfalls sinnvoll ist, da auch diese vorkommen können. Fragen Sie direkt nach den Testergebnissen und lassen Sie sich diese aushändigen. Nur so können Sie sicherstellen, dass Sie einen Welpen aus gesunden Linien erhalten.

Wir leben in einer Mietwohnung in der Stadt. Ist ein Appenzeller Sennenhundwelpe trotzdem für uns geeignet, oder braucht er unbedingt ein Haus mit großem Garten?

Appenzeller Sennenhunde sind ursprünglich Arbeitshunde und brauchen viel Bewegung und geistige Auslastung. Eine Mietwohnung in der Stadt kann eine Herausforderung darstellen, aber es ist nicht unmöglich. Wichtig ist, dass Sie bereit sind, dem Welpen täglich ausreichend Möglichkeiten zur Bewegung zu bieten: lange Spaziergänge, Wanderungen, Hundesportarten wie Agility oder Obedience. Achten Sie darauf, dass der Welpe auch in der Wohnung genügend Beschäftigung hat, z.B. durch Intelligenzspielzeug. Eine konsequente Erziehung und Sozialisierung sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass der Hund sich auch in einer städtischen Umgebung wohlfühlt und keine Probleme mit Lärm oder vielen Menschen entwickelt. Wenn Sie diese Bedingungen erfüllen können, kann auch ein Appenzeller in einer Wohnung glücklich werden, auch ohne direkten Zugang zu einem Garten.

Wie viel Zeit muss ich täglich für die Pflege eines Appenzeller Welpen einplanen? Geht es hauptsächlich um Fellpflege, oder gibt es noch andere Dinge, die ich beachten muss?

Die Pflege eines Appenzeller Welpen umfasst mehr als nur Fellpflege. Das Fell sollte regelmäßig gebürstet werden, besonders während des Fellwechsels, um lose Haare zu entfernen und Verfilzungen vorzubeugen. Rechnen Sie hierfür mit etwa 15-30 Minuten pro Woche, je nach Zustand des Fells. Darüber hinaus ist die Kontrolle und Reinigung der Ohren wichtig, um Infektionen zu vermeiden. Auch die Krallen sollten regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf gekürzt werden. Nicht zu vergessen ist die Zahnpflege, am besten täglich, um Zahnsteinbildung vorzubeugen. Neben der körperlichen Pflege benötigt ein Appenzeller Welpe auch viel Aufmerksamkeit und geistige Auslastung. Spielen, Training und Sozialisierung sind wichtige Bestandteile der täglichen Routine. Planen Sie also neben der Fellpflege auch Zeit für Spaziergänge, Trainingseinheiten und Kuschelstunden ein.

Der Appenzeller Sennenhund wird ja oft als „stur“ beschrieben. Was bedeutet das für die Erziehung eines Welpen und welche Tipps haben Sie für eine erfolgreiche Ausbildung?

Appenzeller Sennenhunde haben einen starken Willen und sind sehr selbstständig. Das kann in der Erziehung tatsächlich herausfordernd sein. Wichtig ist von Anfang an Konsequenz und Geduld. Setzen Sie klare Regeln und bleiben Sie dabei, auch wenn der Welpe versucht, seinen eigenen Kopf durchzusetzen. Positive Verstärkung, wie Lob und Belohnungen, ist deutlich erfolgreicher als harte Strafen. Bauen Sie eine starke Bindung zu Ihrem Welpen auf, indem Sie viel Zeit mit ihm verbringen und ihm Aufgaben geben, die er gerne erledigt. Kurze, abwechslungsreiche Trainingseinheiten halten die Aufmerksamkeit des Welpen hoch. Suchen Sie sich am besten eine gute Hundeschule, die Erfahrung mit Sennenhunden hat und Ihnen professionelle Unterstützung bieten kann. Frühzeitige Sozialisierung mit anderen Hunden und Menschen ist ebenfalls unerlässlich, um ein ausgeglichenes und gut verträgliches Tier zu bekommen.

Wir haben bereits eine Katze im Haushalt. Kann es Probleme geben, wenn wir einen Appenzeller Welpen dazu holen, oder vertragen sich die beiden in der Regel?

Ob ein Appenzeller Welpe sich mit einer Katze verträgt, hängt stark vom Charakter des Hundes, der Katze und der Art der Zusammenführung ab. Appenzeller haben einen ausgeprägten Jagdtrieb, daher ist es wichtig, den Welpen von Anfang an an die Katze zu gewöhnen und ihm beizubringen, sie nicht zu jagen. Beginnen Sie mit getrennten Bereichen und kontrollierten Begegnungen. Lassen Sie die Tiere zunächst nur unter Aufsicht zusammen sein und loben Sie den Welpen, wenn er ruhig und gelassen bleibt. Es ist ratsam, der Katze Rückzugsorte zu schaffen, an die der Welpe nicht gelangen kann. Mit viel Geduld und Konsequenz können sich Appenzeller und Katzen durchaus aneinander gewöhnen und friedlich zusammenleben. Es ist aber auch wichtig zu akzeptieren, dass es in manchen Fällen nicht funktioniert. Ein langsamer und sorgfältiger Prozess ist der Schlüssel zum Erfolg.

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