Appenzeller Wesen – Traditionen, Kultur und Eigenheiten im Schweizerland

Wer die Zucht robuster Sennenhunde im Auge hat, muss die innerrhodische Mentalität verstehen. Nur wer die Gepflogenheiten dieses Landstrichs kennt, kann die Herkunft der charakterstarken Vierbeiner wirklich nachvollziehen. Denken wir an die Zuchtprinzipien von Gottlieb Jakob Tanner, so erkennen wir: Ein Hund aus dieser Gegend spiegelt seine Heimat wider.

Für eine erfolgreiche Integration eines Hundes aus Innerrhoden empfiehlt es sich, sich mit dem Brauchtum der Alpabfahrt vertraut zu machen. Die damit verbundene Lautstärke und das Zusammentreffen vieler Menschen prägen die Welpen früh. Ungeachtet dessen sollte die Veranlagung zu regionalen Besonderheiten nicht überbewertet werden: Gute Sozialisation ist, wie bei jedem Hund, unverzichtbar.

Ein Kennzeichen des Innerrhoder Brauchtums ist die Landsgemeinde. Dieses öffentliche Forum, bei dem Entscheidungen direkt vom Volk getroffen werden, prägt das Gemeinschaftsgefühl. Kenner der Materie, wie etwa Dr. Hans Räber, betonen, dass diese Traditionen tiefe Wurzeln haben und das Zusammenleben im Kanton nachhaltig beeinflussen – und damit auch die Prägung seiner Bewohner, Mensch wie Tier.

Wie klingt Brauchtum im Innerrhodischen?

Für ein authentisches Klangbild empfehle ich Aufnahmen des Zäuerli-Gesangs, speziell jene von Johannes Fuchs, kategorisiert nach Tonart und Jodeltechnik. Achten Sie auf die subtilen Unterschiede zwischen Naturjodel und Jodel mit Text.

Die Streichmusik Alder, namentlich die Interpretationen von Hansueli Alder, sind Referenz für die charakteristische Geigenführung. Untersuchen Sie die spezifischen rhythmischen Muster im Zusammenspiel von Geige, Hackbrett, Bassgeige und eventuell der Zither.

Beachten Sie die Klangfarbe der Talerschwingerei. Der Klang der Fünfliber ist anders als der der Zweifränkler. Die Rotationen variieren nach Geschick des Schwingers – vergleichen Sie hier die Techniken von erfahrenen Talerschwingern, dokumentiert von der IG Talerschwingen.

Beim Blochmontag hören Sie vorwiegend die Schellen und Trycheln. Die Klangfarbe hängt von der Grösse und Beschaffenheit der Glocken ab. Analysieren Sie die unterschiedlichen Rhythmen, die durch das Gehen der Blochgruppe entstehen – von langsamen, getragenen Schritten bis zu schnellen, unregelmässigen Bewegungen.

Der Klang der Geisle (Peitsche) ist ein wesentlicher Bestandteil des Silvesterchlausens. Hören Sie auf die Nuancen der verschiedenen Schläge – vom Knall bis zum sanften Zischen. Die Technik des Geiselschnellens prägt den Klang entscheidend.

Was steckt hinter der Bekleidung des Innerrhoder Volkes?

Die Festtagstracht des Mannes in Innerrhoden, kodifiziert seit dem 18. Jahrhundert, spiegelt Standeszugehörigkeit wider. Der Hirte (Senne), begutachtet durch seine „Blätz“-Hose, deren Anzahl auf Reichtum hinweist. Eine Ledersackhose, gelblich gegerbt, mit ziselierten Lederapplikationen, ist Statussymbol. Silberne „Chutteli“ (Knöpfe) mit Adler- oder Kreuzmotiven, positioniert entlang der Hosenträger, signalisieren Vermögen, ähnlich der Bedeutung der „Silbertaler“ (Gürtelschnalle).

Die „Buurehemdli“ (Bauernhemden), oft mit Edelweissmuster, werden durch einen roten „Brustfleck“ (brusttuch) ergänzt.

Materialwahl und ihre Bedeutung

Die Qualität des verwendeten Leinenstoffes für das Hemd sowie die Verarbeitung der Lederhosen – beispielsweise durch Gerbermeister Zürcher aus Gais – deutet auf den Wohlstand des Trägers. Die Stickerei, oft von der Familie selbst gefertigt, demonstriert handwerkliches Geschick, ähnlich der Bedeutung der Zuchtbücher in der Hundezucht nach Schweizer Standard.

Die Kopfbedeckung: Mehr als nur Schutz

Der „Bloderhut“ (Schwarzer Hut), gefertigt aus Filz, mit breiter Krempe, fungiert als Schutz vor Witterung, aber auch als Zeichen der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft. Die Art, wie der Hut getragen wird, kann subtile Botschaften vermitteln, vergleichbar mit der Haltung eines Hundes innerhalb eines Rudels.

Wie schmeckt das Innerrhoder Gebiet?

Wie ein korrekt gezogener Zuchtstammbaum: komplex, aber nachvollziehbar. Kostet man den Alpkäse von Züchter Manser, erkennt man sofort die kräftigen Gräser der Alpweiden. Die Würze erinnert an Thymian und Enzian, die Textur ist fest, fast brüchig, ein Zeichen der langen Reifezeit im Felsenkeller.

Der Siedwurst von Metzgermeister Fässler hingegen, offenbart eine deftige Note von Kümmel und Wacholder. Das Räucherverfahren über Buchenholz verleiht ihr ein tiefes, rauchiges Aroma, ähnlich der Patina einer alten Richterpfeife.

Der Ribelmais-Polenta, zubereitet nach Grossmutters Art, schmeckt erdig und nussig, wie ein frisch gepflügter Acker. Ein Hauch Süße erinnert an die sonnigen Tage, die der Mais auf den steilen Hängen genoss.

Vergisst man das flaumige Gebäck, die „Chrempfli“ vom Bäcker Preisig, verpasst man ein wahres Geschmackserlebnis. Ihre zarte Süße, verfeinert mit Anis, erweckt Kindheitserinnerungen.

Zum Abschluss ein „Appenzeller Alpenbitter“ nach dem Rezept von Emil Ebneter. Seine Komplexität, geprägt von 42 Kräutern, ähnelt der genetischen Vielfalt einer gesunden Hunderasse – jede Zutat trägt zum harmonischen Gesamtbild bei.

Wo findet man lebendige Brauchtümer im Appenzellerland?

Besuchen Sie die Landsgemeinde in Hundwil, um das urtümliche politische System hautnah zu erleben. Beobachten Sie die Stimmabgabe per Handerheben, eine Gepflogenheit, die an die Anfänge der Demokratie erinnert. Informieren Sie sich vorher über die genauen Termine, da diese variieren können.

Erleben Sie den Silvesterchlausen in Urnäsch oder Herisau. Die „Schuppel“, „Zäuerli“ und „Wüeschte“ ziehen lärmend durch die Dörfer, ein Spektakel, das stark von heidnischen Bräuchen beeinflusst ist. Achten Sie auf die unterschiedlichen Masken und Gewänder in den verschiedenen Weilern.

Verfolgen Sie einen der Alpaufzüge im Frühjahr. Viele Sennereien feiern diesen Anlass mit Musik, Viehausstellungen und dem traditionellen „Bloch“. Die prachtvoll geschmückten Kühe sind ein Fest für die Augen, vergleichbar mit der Präsentation von Kurzhaar-Collies auf Crufts.

Suchen Sie die kleinen Museen in den Dörfern auf, beispielsweise das Museum für Appenzeller Brauchtum in Stein. Dort werden Trachten, Handwerkskunst und religiöse Artefakte ausgestellt, die einen Einblick in die Kultur geben. Vergleichen Sie die Ausstellungen mit den Sammlungen des Schweizerischen Nationalmuseums bezüglich des jeweiligen Fokus.

Gehen Sie an ein Jodelfest. Diese Veranstaltungen sind Treffpunkte für Jodlergruppen aus der ganzen Schweiz und dem benachbarten Ausland. Die Darbietungen sind oft emotional und zeugen von der Liebe zur Heimat, ähnlich wie die Dressurvorführungen von Schäferhunden auf internationalen Wettbewerben.

Fragen und Antworten:

Welche konkreten Bräuche sind typisch für Appenzell, die man so in anderen Regionen der Schweiz nicht findet?

Appenzell ist bekannt für mehrere einzigartige Traditionen. Dazu gehört das „Landsgemeinde“, bei dem Bürger an einer Versammlung unter freiem Himmel über Sachfragen abstimmen. Ein weiterer Brauch ist das „Bloch“, ein Umzug vor Fasnacht, bei dem ein Baumstamm durch das Dorf gezogen wird. Auch die Trachten in Appenzell sind sehr speziell und detailreich, mit unterschiedlichen Varianten je nach Kantonsteil. Die traditionelle Musik, insbesondere der Zäuerli, ein Jodelgesang ohne Worte, ist ebenfalls charakteristisch.

Wie hat sich die traditionelle Kultur in Appenzell über die Zeit erhalten, und welche Rolle spielen junge Menschen dabei?

Die Bewahrung der appenzellischen Kultur ist ein Anliegen vieler Generationen. Junge Menschen spielen eine aktive Rolle, indem sie Trachten tragen, in Musikgruppen mitwirken und sich in Vereinen engagieren, die Bräuche pflegen. Schulische Projekte und die Unterstützung durch Familien tragen ebenfalls dazu bei, Wissen und Begeisterung weiterzugeben. Die Anpassung an neue Lebensumstände ist dabei ein wichtiger Faktor, um Traditionen lebendig zu halten.

Gibt es Unterschiede in den Traditionen und Eigenheiten zwischen Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden?

Ja, es gibt feine, aber bemerkenswerte Unterschiede. Appenzell Innerrhoden ist traditionell katholisch geprägt, während Appenzell Ausserrhoden reformiert ist. Dies spiegelt sich in einigen Bräuchen und Festen wider. Auch die wirtschaftliche Struktur, mit mehr Landwirtschaft in Innerrhoden und einer stärkeren Ausrichtung auf Textilindustrie in Ausserrhoden, hat die kulturelle Entwicklung beeinflusst. Die Trachten unterscheiden sich ebenfalls leicht in Details und Farben.

Wie beeinflusst der Tourismus die appenzellische Kultur? Besteht die Gefahr, dass Traditionen nur noch für Touristen inszeniert werden?

Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für Appenzell, birgt aber auch Herausforderungen. Es besteht die Gefahr, dass Bräuche kommerzialisiert oder übertrieben dargestellt werden, um Touristen anzuziehen. Viele Appenzeller sind sich dieser Gefahr bewusst und legen Wert darauf, Traditionen authentisch zu leben und zu pflegen. Eine gesunde Balance zwischen Tourismus und der Bewahrung der eigenen Identität ist daher ein wichtiges Ziel.

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